Kurzform der Baugeschichte des Kollegiengebäudes - der jetzigen Staatskanzlei Georg Adolf Demmler sieht 1823/24 mit der geplanten Errichtung des Kollegiengebäudes seine Chance, eine Architektenlaufbahn zu beginnen, nachdem er bisher, seiner auf der Berliner Bauakademie erworbenen Qualifikation entsprechend, als Feldmesser tätig war. Er hatte auf der Bauakademie in Berlin statt nach 3 erst nach 6 Semestern in der Nachprüfung den Abschluss "Feldmesser" bestanden. Das eigentlich sich daran anschließende Baustudium, für das die Feldmesserprüfung eine Voraussetzung war, nahm er nicht mehr auf. 1819 lag für das geplante Regierungsgebäude bereits ein Entwurf von Johann Georg Barca (1781-1826) allerdings für einen anderen Standort vor, der nicht realisiert wurde. (Bild 1). Vier Jahre später ließ Carl Theodor Severin (1763-1836) für den jetzigen Standort durch seinen Neffen einen Entwurf vorlegen, der sich an den Proportionen und Dimensionen an Barcas Entwurf orientierte. (Bild 2) Demmler beschafft sich über Beziehungen die Entwürfe von Barca und Severin aus der Regierungsregistratur. Demmlers erster Entwurf, den er über seinen Chef, den Oberlandbaumeister Carl Heinrich Wünsch (1779-1855), Zitat: "gleich nach Neujahr 1824", einreichte, ist eine weitgehende Kopie von Severins Entwurf mit marginalen Änderungen, mithin ein Plagiat. Dieses Vorgehen war weder ein künstlerischer noch ein planerischer Fortschritt. Der Entwurf wurde als unbrauchbar angesehen und folglich abgewiesen (Bild 3 und 4). Demmler erhielt aber eine zweite Chance, die er mangels künstlerischer und architektonischer Fähigkeiten nicht nutzen konnte. Der zweite Entwurf hat mit der ersten Kopie nichts mehr gemein; es entsteht ein völlig anderer Baukörper. Man erkennt, dass er von Wünsch Inputs bekommen hat, wie das zu kreierende Gebäude aussehen könnte. Diese versetzt er mit Teilen vorheriger Entwürfe. Es entsteht eine Chimäre, die sowohl in der vertikalen wie in der horizontalen Gestaltung des Kubus auffällige Disharmonien hat. Diese zweite dilettantische Kreation war ebenso wenig überzeugend wie die erste und wurde aufgrund ihrer gestalterischen Unzulänglichkeiten von den Entscheidungsträgern abgelehnt. (Bild 5). Nach diesem Debakel fertigt Wünsch 1824 nun selbst einen
Entwurf, den er auch selber zeichnet, also eigenhändig zu Papier bringt. Das
bestätigt Demmler seinem Vorgesetzten, der Um- und Nachwelt in dem
autorenlosen, viel zitierten Aufsatz vom 26.1.1824, erschienen im "Freimüthigen
Abendblatt", Nr. 265 am 30.1.1824. Dass er der Autor war, hinterlässt er später
in seinen Lebenserinnerungen. Nachdem Wünsch seinen Entwurf fertig hat, signiert er diesen mit dem Recht des Autors. Demmler quetscht später noch hinter Wünschs Signatur seinen Namenszug bis an den Rand des Blattes, obwohl er hier weder kreativ gewirkt noch gezeichnet hat. Wenn Wünschs Entwurf als Urkunde angesehen werden kann und als solche muss man das historische Dokument werten, da genau nach diesem Entwurf von Wünsch gebaut wurde, dann begeht Demmler hier Urkundenfälschung. (Bild 6). Alles was die heutige Würde, die Erhabenheit und harmonische Gestaltung des Baukörpers angeht und von den Zeitzeugen wie Historikern gleichermaßen gerühmt wird, geht folglich auf keinen anderen als Wünsch zurück. Demmler erhielt und nur das war sein erklärtes Ziel (siehe Lebenserinnerungen auch Seite 15) die spezielle Bauaufsicht (Bauleitung) nach Wünschs Plänen und unter dessen Oberbauleitung. Die korrekte Geschichtsschreibung hat es bis zu deren Pervertierung zu DDR-Zeiten und deren Fortbestehen bis heute, immer so dargestellt. Der Bau war und ist eine künstlerisch eigenständige Leistung von Wünsch, zu der Demmler schöpferisch nichts beizutragen vermochte. Er wurde 1834 (Baubeginn am 29.9.1825) nach 9 Jahren Bauzeit fertig. Nur Dr. Walter Ohle hat auf diese ungewöhnlich lange Bauzeit aufmerksam gemacht. Am 1.12.1865 brannte das Haus nieder. Es wurde in nur zwei Jahren also Ende 1867 wieder fertiggestellt. Äußerlich wurde es fast getreu nach Wünschs Entwurf wieder aufgebaut. Die Konstruktion und Innenarchitektur entstand ab 1865 völlig neu nach brandschutztechnischen Erfordernissen und den dekorativen Vorstellungen des nun leitenden Architekten des Wiederaufbaus nämlich Hermann Willebrand unter Mitwirkung von Carl Luckow und Bauleitung von Landbaumeister Richter. Die gefällige Gesamtkomposition im Inneren, die vielen schönen Details und den erlesenen Stuck im Eckrisalit des Büros des Ministerpräsidenten geht auf Willebrand zurück, der zum selben Zeitpunkt noch an Innendekorationen von Räumen des Schlosses arbeitet. Anmerkung: Die Bilder können hier nicht angehängt werden.
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